Promotionsprojekte
Narrative Identitäten: Zum Verständnis (neu)rechter Selbsterzählungen von Nation und Männlichkeit
Politikwissenschaft (Universität Bremen)
Das Dissertationsprojekt untersucht die vergeschlechtlichten Erzählpraktiken der sogenannten Neuen Rechten. Mit dem Konzept der narrativen Identität fokussiert es dabei die Art und Weise, wie rechte Akteure sich selbst erzählen. Ziel ist es, über die Theoretisierung und Analyse autobiographischen Erzählens, die in sich verschränkten Anrufungen von Nation und Geschlecht in gegenwärtigen rechten Mobilisierungen besser verstehen und einordnen zu können. Die zentrale These der Arbeit ist, dass narrative Selbstthematisierungen der Neuen Rechten als Akt der männlichen (Re-)Souveränisierung im Streit um die Ausdeutung der Nation zu verstehen sind, also als (Wieder-)Aneignung von Deutungsmacht über das Erzählen von und mit dem Geschlecht.
Ausgehend von der Annahme, dass rechte Akteure in Deutschland gegenwärtig einen autoritär-nationalen Umbau verfolgen, will die Arbeit die Bedeutung vergeschlechtlichter Narrative für dieses autoritäre Projekt aufzeigen. Mit dem Ansatz der narrativen Identität bemüht sie ein bislang vor allem in der Philosophie und der Sozialpsychologie für Fragen nach der personalen Identität ausgearbeitetes Konzept und macht es für die Erforschung kollektiver Identitäten fruchtbar. Die Dissertation arbeitet heraus, wie rechte Akteure über Praktiken des Sich-selbst-Erzählens spezifische Konstrukte von Männlichkeit als individuelles wie auch kollektives Identitätsangebot unterbreiten und so besonders erfolgreich an den Alltagsverstand der Menschen anknüpfen können. Anhand ausgewählter autobiographischer Diskursbeiträge der Neuen Rechten wird gezeigt, dass ihre Praktiken des Sich-selbst-Erzählens auf zwei Ebenen vergeschlechtlicht sind: Sie bringen nicht nur vergeschlechtlichte Erzählungen der Nation hervor, sondern lassen sich auch auf der performativen Ebene als eine Praktik männlich-souveränisierenden Erzählens fassen.
The Persistence of Neoliberalism’s Hegemony
Soziologie (CAU Kiel)
Diese Arbeit befasst sich mit dem Paradoxon der fortdauernden Dominanz des neoliberalen Kapitalismus trotz Kritik und Krisen. Sie setzt sich kritisch mit den Einschränkungen der Literatur auseinander, die den Untergang des Neoliberalismus voreilig verkündet, besonders vor dem Hintergrund seiner Beharrlichkeit inmitten globaler Herausforderungen wie der Covid-19-Pandemie und Finanzkrisen. Hegemonie spielt dabei eine zentrale Rolle und unterstreicht die entscheidende Bedeutung bei der Gestaltung gesellschaftlicher Normen sowie der Begrenzung alternativer Visionen. Mithilfe der Politischen Diskurstheorie (PDT), insbesondere unter Einbeziehung der Beiträge von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, bietet die Studie eine umfassende Analyse von Wandel und Hegemonie im neoliberalen Kontext. Neben dem theoretischen Fokus beinhaltet die Dissertation eine empirische Analyse von ca. 300.000 Tweets aus 2020-2023, um die Verflechtungen von Neoliberalismus, der Pandemie und globalen Protestbewegungen mit populistischen Merkmalen zu beleuchten. Der neoliberale Kapitalismus gilt als hegemoniale Kraft, die diskursive Strukturen formt. Die Analyse geht auf den scheinbaren Widerspruch zwischen der wahrgenommenen Krisenlage des Neoliberalismus und seiner Widerstandsfähigkeit ein, wobei die Rolle von Krisen bei der Belebung und Umstrukturierung seines hegemonialen Einflusses betont wird. Die Untersuchung von Krisen umfasst sowohl ökonomische als auch diskursive Perspektiven und wirft Licht auf die adaptive Kapazität des Neoliberalismus. Trotz weitreichender Forderungen vom sogenannten Volk nach Veränderung und Wohlstandsumverteilung von den Eliten während globaler Proteste von Chile über Frankreich bis Thailand blieb das diskursive System des Neoliberalismus erstaunlich stabil. Das übergreifende Ziel besteht darin, die komplexen diskursiven Prozesse zu entschlüsseln, die der Beständigkeit des Neoliberalismus zugrunde liegen, und so zu einem differenzierten Verständnis dieses vielschichtigen sozioökonomischen Phänomens beizutragen.
Performing Populism in Democracy: Zum Verhältnis rechtpopulistischer Performativität(en) und repräsentativer Demokratie
Politikwissenschaft (CAU Kiel)
In ihrer Promotion untersucht Lena Weige die Beziehung zwischen rechtspopulistischer Performativität und repräsentativer Demokratie aus einer politiktheoretischen Perspektive. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist ein mehrdimensionales Verständnis des Populismus als politisches Phänomen, wobei der Fokus auf der Dimension des Populismus als politische Performance liegt. Mit dem Begriff der Performance geht ihre konzeptionelle Auseinandersetzung über den von Benjamin Moffitt entwickelten Begriff des Populismus als politischen Stil hinaus, indem sie ausgehend von Filipe Carreira da Silvas und Monica Brito Vieras Konzept des Populismus als politische Logik zusätzlich nach der narrativen Struktur (rechts-)populistischer Auftritte fragt. Im ersten Teil der Dissertation entwickelt Lena Weige den Begriff der rechtspopulistischen Performance unter Einbezug der vielfältigen Literatur aus dem Bereich der Performance Studies. Sie beschäftigt sich dabei besonders mit der Frage nach der Ausprägung oder Typologisierung rechtspopulistischer Performance und Performativität. Gibt es unterschiedliche Formen rechtspopulistischer Performativität und wenn ja, wodurch unterscheiden sich diese? Der zweite Teil ihres Dissertationsvorhabens befasst sich mit der Frage nach dem Verhältnis von rechtspopulistischer Performativität und repräsentativer Demokratie. Lena Weige wird hier erstens auf die Widersprüche und Spannungen innerhalb repräsentativer Demokratien eingehen, ehe sie in einem zweiten Schritt untersucht, wie rechtspopulistische Performativität(en) die Spielregeln der repräsentativen Demokratie verändern und zu einer Normalisierung radikal- bis extremrechter Ideologeme beitragen.
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